Grün.Links.Denken

Mal vorneweg gesagt…

Was ist eine Präambel? In der Regel gibt eine solche den „Basiskonsens“ wieder und umreisst einleitend für die WählerInnen und die interessierte Öffentlichkeit (Medien usw.) das „Wie“, „Was“ und „Warum“ des Wahlprogramms. Ebenso macht natürlich eine Wahlaussage Sinn. Diese Präambel versucht dies auf nicht weniger als vierzehn Seiten, indem sie anhand der Triade „Teilhaben. Einmischen. Zukunft schaffen“ einen Abriss der Positionen aus den für uns wesentlichen Politikbereichen bietet. Als durchgehender „Slogan“ wird „der grüne Wandel“ verwendet, die Wahlaussage wird entsprechend deutlich formuliert: „Wir wollen den grünen Wandel mit einer rot-grünen Koalition erreichen. Rot-Grün ist die Alternative zur Merkel-Koalition.“

Gegenüber dem „Slogan“ des Wahlprogramms 2009 („der grüne neue Gesellschaftsvertrag“) wirkt „der grüne Wandel“ schwächer und konventioneller, das Manko einer deratig langen Präambel bleibt bestehen und das Narrativ mit seiner Dreiteilung „Teilhaben. Einmischen. Zukunft schaffen“ wirkt gezwungen, zumal sich das wohl zu vermittelnde „sozial gerechter“ eben nicht immer auf „Teilhaben“ reduzieren lässt und sich in der Folge der Dreiteilung auch zahlreiche Wiederholungen einschleichen.

Was soll in eine solche „Präambel“, die eigentlich einen Abriss des Gesamtprogramms sein will, rein und was nicht? Was sind die Kernbotschaften und –Forderungen? Was ist eigentlich eher der parteiinternen Selbstverständigung geschuldet (etwa die Erörtung über „Idealismus“ und „Realismus“?) und weniger der Ansprache an die WählerInnen? Kurz: Das Abfassen einer Präambel ist eigentlich eine redaktionelle, ja, beinahe schon eine erzählerische-„literarische“ Leistung. Das Auf-den-Punkt-bringen, sprachliche Verständlichkeit ohne „Politsprech“ und eine klare Adressierung wären Merkmale solch einer Leistung, solche herausgehobenen Passagen sind es allerdings eher nicht:

„Teilhaben, Einmischen, Zukunft schaffen – das ist die Richtung des grünen Wandels.

Teilhaben, Einmischen, Zukunft schaffen – das sind zugleich seine Motoren.“

Dabei gehen in dem Charakter dieser Präambel als Abriss und kleinteiligem „Mosaik der Positionen“ starke und wichtige Sätze wie dieser leider unter: „Wir müssen heute etwas ändern, damit auch die kommenden Generationen frei entscheiden können, wie sie leben wollen.“ Gerade eine Einteilung, die sich aus solchen Sätzen ableiteten würde, der übrigens die richtige Aussage zu der sehr oft uns entgegengebrachten Wahrnehmung der „Bevormundung“ und „Besserwisserei“ darstellt, hätte vielleicht mit weiteren derartigen zentralen Aussagen ein besseres Ordnungsprinzip ergeben.

Gemäß dem Ergebnis der Urwahl werden auch unsere beiden SpitzenkandidatInnen genannt, die für „Realismus und Weitsicht verankert in klaren Werten“ stünden. Dass die beiden per Urwahl bestimmt wurden, hätte durchaus Erwähnung verdient. Darüber hinaus wird noch „unser grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann“ erwähnt. Wobei der dadurch offensichtlich beabsichtigte Nachweis der Regierungsfähigkeit nun wirklich nicht mehr unser Hauptproblem ist!

Politik heute ist komplex, Analysen und Lösungswege oft langwierig, die Umsetzung von vielen Faktoren abhängig. Dies wissen die WählerInnen heute selber und nur allzu gut. Dennoch muss die Frage: „Warum soll ich die Grünen wählen?“ in solch einer Präambel nicht unbedingt dadurch beantwortet werden, indem dies darin noch einmal alles ausgebreitetet wird. Dem Potpourri aus normativen Aussagen, Problembeschreibungen, Lösungsvorschlägen und Willensbekundungen fehlt daher mehr als einmal der Adressat/die Adressatin.                    

Das Fazit meiner kleinen literarischen Exkusion: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

2 Kommentare

  1. Finde den kurzen Beitrag sehr nice und erhellend und je länger ich über die jetzige Präambel nachdenke, desto verkorkster finde ich sie an einigen Stellen. Aber gut, passt schon.

  2. Nun ja, warum so kritisch, Robert? Ist es nicht unser Markenzeichen, zumindest ein bisschen weltfremd zu sein?

    😉